Tja, was soll man da noch sagen. Jahr für Jahr pilgert man mit seiner Familie ins Rosental. Hier ein Tapir, da ein Zebra und gegenüber ein fröhliches Dutzend Zoobesucher, die für einen knappen Zwanni genau dasselbe sehen. „Ha!“ haben wir uns dann immer gedacht. „Wenn sich das kleine Zebrababy nun auch noch zu uns dreht, sind die armen Zoobesucher im wahrsten Sinne des Wortes am A****.“
Doch siehe da. Kaum war man den Kinderschuhen entwachsen, machte sich der Leipziger Zoo an die Arbeit, die Savannen mit viel Liebe zu sanieren, um den Tieren ein artgerechteres Zuhause und den Besuchern mehr für ihr Geld zu bieten. Klar, dass bei so viel Wohltat auch irgendeiner zu kurz kommen musste. Und so trug es sich zu, dass die Spaziergänger des Leipziger Rosentals peut à peut ihre freie Sicht auf das Zoogetier gegen einen liebreizenden Schilfvorhang eintauschen mussten.
Nun kann man nur noch an ausgewählten Stellen einen Blick in die weitläufige Kiwara-Savanne werfen, die heute das Zuhause vieler afrikanischer Tierarten ist. Und Giraffen, Zebras, Antilopen und Straußen sind somit bestens vor uns Gratis-Glotzern geschützt.
Im BILD-Interview versichert Sprecherin Annette Mihatch, dass der Sichtschutz des Leipziger Zoogeländes keineswegs ihr böser Wille ist, sondern vielmehr eine Notwendigkeit, um die dort gehaltenen „Fluchttiere“ am Ausbrechen zu hindern. Die natürlichen Barrieren aus Wasser, Schilf und Sträuchern stellen weiterhin sicher, dass die Tiere nicht durch im Park herumlaufende Hunde aufgeschreckt werden können.
Ein Blick über den Zaun des Leipziger Zoos
„So weit, so gut!“ dachte sich der Leipziger Zoo und hatte dabei seine Rechnung wohl ohne die empörten Spaziergänger gemacht. Denn deren Protest bündelte sich längst im Bürgerprojekt „Starke Nachbarschaften durch aktive Beteiligung“. Über 1.000 Leipziger unterschrieben die Forderung nach mehr Einblick in die Afrikasavanne mit dem Ergebnis, dass es nun zumindest 2 kleine Einsichtsmöglichkeiten gibt.
Ob das genügen wird, um die Spaziergänger im schönen Rosental zufrieden zu stellen bleibt abzuwarten. Fakt ist aber: Wer es nicht dem Zufall überlassen will, dass dann und wann einmal ein Giräfflein oder ein Zebra vorüberhüpft, muss sich entweder wagemutig über die Brüstung lehnen oder kommt nicht umhin, selbst einen Zwanni an der Kasse zu löhnen. Dafür bekommt man dann auch nicht nur Afrika zu sehen und kann sich von den 3 EUR Rückgeld noch eine nette Ansichtskarte kaufen oder sie in Form von Kleingeld in einem der lustigen Spendenstrudel versenken. ;)